Unfälle von DhalaElenaAngel (Was Fehler ans Licht bringen können) ================================================================================ Kapitel 5: Frei? ---------------- „Jaden?“, fragte Fenrir ruhig. Sein Beta hatte gerade die Plane gehoben, was dazu führte, dass Ataer heftig zusammengezuckt war und sich nun mit Gewalt an ihn klammerte. Der Kleine war vor einer halben Stunde aufgewacht und hatte die Tränke genommen, die er ihm gegeben hatte, er hielt gerade einen kleinen Schokomuffin in der Hand und wieder zeigte er Zeichen, dass er gleich heftig zu weinen beginnen würde, während er sein extrem ungesundes Frühstück an sich drückte – und auf diese Weise den Schlafanzug einsaute. Als hätte der Heulkrampf im Bad nicht gereicht, als er den Jungen hatte baden wollen. Er hatte es vorerst sein lassen, seinen Sohn beruhigt und saß nun mit ihm auf dem Boden. „Ich wollte das hier vorbeibringen,“ lächelte Jaden, hob einen Stapel frischer Wäsche hoch. „Du hast ja Nichts da. Alltagsachen, Nachtwäsche und... warum weint er?“ „Vermutlich denkt er, du willst ihm sein Essen wegnehmen,“ gab Fenrir zurück, strich über Ataers Haare. „Ganz ruhig, mein Kleiner. Er nimmt dir nichts weg, wenn er den nächsten Tag erleben will.“ Er zog die Hände vom Schlafanzug weg. Ja, der war versaut. Aber gut, es gab Schlimmeres, dafür hatten sie Hauselfen dabei. „Iss einfach weiter. Guck, Onkel Jaden hat nur Sachen für dich vorbeigebracht. Ich... Okay, egal, was ich gesagt hab, es war das Falsche,“ stellte er fest, als die Tränen nun wirklich zu fließen begannen, der Muffin aus den Lücken der Finger gequetscht wurde, was reichlich seltsam aussah und der Kleine sich mit seinen Schokofingern nun auch noch an ihn klammerte. Dabei hatte er das Shirt gerade erst frisch angezogen! „Was hab ich denn nun schon wieder falsch gemacht?“, fragte er leise, zog Ataer fest an sich. „Ganz ruhig, mein Kleiner, es passiert dir doch nichts!“ Jaden hob eine Augenbraue, trat etwas näher und betrachtete den vollkommen verstörten Jungen. Fenrir hatte ihm erzählt, dass der gestern Mittag das erste Mal aufgewacht war. Darum hatte er im Rudel rumgefragt und Klamotten gesammelt. Eine der Frauen hatte ihm sogar einen Teddy gegeben. In einer Geschenkpackung. Ihr eigenes Kind hatte, zwei Tage vor seinem vierten Geburtstag verkündet, zu alt für Kuscheltiere zu sein und einen Hogwartszug und einen Spielebesen zu wollen. Sie hatte es behalten für einen Kindergeburtstag, aber als sie von dem Welpen das Alpha gehört hatte, hatte sie es sofort herausgegeben. Als ein Willkommensgeschenk. „Meine Kleine hat so was Ähnliches, seit eines der älteren Kinder ihr erzählt hat, dass es in der alten Mühle beim Dorf spukt und die Geister sich von Kindern ernähren. Wir haben Tage gebraucht, um rauszufinden, dass sie Panik bekommt, wenn man Windstille sagt, da das angeblich zeigt, dass die Geister gerade auf der Jagd nach Kindern sind. Wir haben Wochen gebracht, um ihr diese Angst zu nehmen. Etwas, das du gesagt hast, hat ihm panische Angst gemacht.“ „Aber was hab ich denn gesagt, bei Merlins Ei... Bart!“ Nein, kein Fluchen vor kleinen Kindern. Jaden hätte fast gelacht, doch die Situation war eigentlich nicht zum Lachen. Nicht wirklich. Dass der Kleine so traumatisiert sein musste... es würde schwer werden. Moment mal, der Kleine war doch misshandelt worden! „Onkel,“ sprach er ruhig und sofort wurde das Weinen schlimmer, der Kleine begann sogar, nach Luft zu japsen und zu wimmern. Er gab mal einen Laut von sich! Hastig stand Jaden auf, sah die Tränke durch, ging ins Bad und durchsuchte Fenrirs persönlichen Vorrat. Schnell füllte er den Zahnputzbecher mit etwas kaltem Wasser und zählte einige Tropfen Beruhigungstropfen hinein, lief zurück und gab Fenrir, der selbst kurz vor einer gediegenen Panik stand, das Gemisch. „Für den Kleinen, nicht für dich, “ merkte er an. „Ataer, Schatz, es ist alles gut,“ sprach Fenrir leise, flößte dem japsenden Jungen die Flüssigkeit ein, sah erleichtert, wie er wieder tiefer Luft holte. Merlin! Er hatte wirklich Angst um das Kind gehabt! Er wartete, bis der Kleine zurück an seine Brust sackte, stellte fest, dass sein Sohn... sich vollgemacht hatte und damit ihn gleich mit dazu. Und er hatte gedacht, er müsste nur sein Hemd wechseln. Soweit dazu. Vorsichtig öffnete er die verkrampften Finger, kratzte die Überreste des zerquetschten Muffins raus. Was wieder zu leisem, stummem Weinen führte. „Du bekommst nachher einen Neuen,“ versprach er, wischte Ataer die Tränen von den Wangen. „Ich muss dich waschen,“ erklärte er dann entschieden, hob seinen Sohn auf die Arme, brachte ihn ins Bad, zog ihn aus, was wieder dazu führte, dass der Kleine stocksteif wurde – und stellte ihn in die Wanne. Was vermutlich eine neue Panikattacke ausgelöst hätte, stünde der Junge nicht unter dem Beruhigungstrank. Er begann, heftiger zu weinen. Doch Fenrir musste Ataer waschen! Er drehte die Brause an, temperierte das Wasser und ließ die Wanne volllaufen. „Es passiert dir doch nichts,“ versuchte er seinen Sohn zu beruhigen. „Ich muss dich nur sauber machen! Ich will dich nicht schlagen, das verspreche ich dir.“ Er brachte den Kleinen dazu, sich zu setzen, hob dessen Kopf. „Hör auf zu weinen,“ bat er leise. „Es ist doch schön hier, warmes Wasser und...“, schnell transfigurierte er ein Entchen aus einem Waschlappen, setzte es auf das Wasser. „Eine Ente zum Spielen.“ Es dauerte eine ganze Weile, doch dann wurde Ataer wirklich wieder ruhiger, er entspannte sich, griff zögernd nach dem Spielzeug und begann schließlich, es zu untersuchen. Schnell stand Fenrir auf, trat ins Schlafzimmer und untersuchte die Sachen, die Jaden gebracht hatte, holte einen frischen Schlafanzug und Unterwäsche raus, ließ sich dann aber auf sein Bett fallen, musterte seinen Beta. „Jemand, den er als Onkel gesehen hat, hat ihm das angetan!“, knirschte er. Das war die einzige Erklärung für diese heftige Reaktion. Nur bei so was benässte ein Kind sich selbst. „Jemand, dem er vertrauen musste!“ „Ja,“ gab Jaden einfach nur zurück, selbst schwer getroffen. Sollte er sterben, wusste er, seine Frau und seine Kinder, sie würden im Rudel Sicherheit finden, aber wie musste es für Eltern sein, wenn sie dieses Wissen nicht hatten? Daran mochte er nicht mal denken. „Onkel ist für ihn etwas, das ihm Panik macht. Das für ihn nur Schlechtes hält.“ Er deutete auf das Geschenk. „Gib es ihm, sag es ist von dir. Es ist ein Teddy.“ Fenrir blickte auf die Packung mit dem bunten Papier, lächelte etwas. „Danke.“ „Dank nicht mir, Marissa hatte ihn, sie meinte, wenn es dem Kind schlecht geht, wäre das genau das Richtige. Geh zu deinem Jungen, wasch ihn und bring ihn wieder ins Bett. Das war mehr als genug für ihn. Ich schicke eine Hauselfe mit einem neuen Muffin. Und einem Teller Speck? Ich wette, das würde er mögen. Er bekommt doch den Trank, dass er normal essen kann, oder?“ Denn sonst wäre Speck für ein so ausgemergeltes Kind vermutlich tödlich. Jedes Kind, das dämonische Wurzeln hatte, liebte Speck. Fenrir rieb sich die Stirn. „Natürlich, Speck. Das ich nicht selbst dran gedacht hab... bestell mir welchen,“ gab er zurück. „Und vergiss den dummen Schokomuffin nicht. Merlin, ich glaube, Sirius würde besser mit dem Jungen klarkommen...“ Jaden lächelte etwas, drückte die Schulter des Anderen. Vor seinem ersten Kind hatte er auch gedacht, ein Welpe war nichts Anderes, als ein weiteres Mitglied des Rudels, doch es war etwas vollkommen Anderes. Viel mehr persönliche Verpflichtungen, Sorgen, Hoffnungen und Ängste. Man konnte ein Kind nicht anschreien, man brachte Geduld. Und Fenrir war selbst mit seinem Gefährten, der ziemlich verständnisvoll gewesen sein musste, nur in einer zweijährigen Beziehung gewesen. Und selbst die hatte eine Pause von einem Jahr gehabt. Nicht zu vergleichen mit einem vollkommen verstörten, kleinen Kind, dass bei jeder falschen Bewegung durch die Decke zu gehen drohte. „Du schaffst das schon. Lupin hat versprochen, Black sofort hierher zu schicken. Apropos... hast du ihm von dem Kind erzählt?!“ „Seit wir den Kleinen gefunden haben, habe ich dieses Zelt kaum noch verlassen, um die rudelinternen Dinge zu klären,“ gab Fenrir trocken zurück. „Glaub mir, das Letzte, was ich zu tun gedenke, ist, einem Halblykaner, der seine Sinne nicht kontrollieren kann, meine Geheimnisse anzuvertrauen, wenn er sie nicht wissen muss.“ Er blickte zum Bad. „Und jetzt verschwinde.“ Jaden verdrehte die Augen und verließ das Zelt des Alpha. Na, das versprach ja noch lustig zu werden... Fenrir dagegen trat ins Bad zurück, wo Ataer brav in der Wanne saß, Schaum auf dem Kopf, die Ente schubsend, aber immer ganz vorsichtig. Doch als er hörte, dass Jemand eintrat, zuckte er wieder heftig zusammen. „Kleiner, es ist gut. Nur ich,“ sprach er, setzte sich an den Wannenrand. Es dauerte eine Weile, doch dann beruhigte sein Sohn sich wieder, aber er spielte nicht weiter, hielt nur die Ente umklammert und sah ihn an. „Siehst du ein Bad muss nichts Schlimmes sein. Jetzt wasche ich dir die Haare, du bekommst einen neuen Schlafanzug und dann versuchen wir das mit dem Frühstück noch mal,“ versprach er. Verdattert starrte Ataer den Anderen an. Nicht nur, dass er nicht unter kaltes oder heißes Wasser gedrückt worden war, bis ihm ganz schlecht wurde, obwohl er doch alles dreckig gemacht hatte, nein, er sollte noch mal was zu Essen bekommen! Er verstand diesen Mann nicht! Warum war er so anders, als alles, das er kannte? Es verunsicherte ihn, er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er zuckte zurück, als er die Brause auf sich zukommen sah. Sie tat wirklich weh, wenn man sie ins Gesicht bekam, doch das passierte nicht. Der Mann drückte seinen Kopf nur etwas zurück und machte seine Haare nass. Schnell wusch Fenrir die Haare des Kleinen, half ihm aus der Wanne und beim Abtrocknen, gab ihm die frischen Anziehsachen. Unterwäsche und einen weiteren Schlafanzug. Ataer würde ohnehin gleich wieder ins Bett gehen. Er war noch ziemlich schwach und auch, wenn das Fieber nicht mehr hoch war, es war noch da. Nachdem Ataer sich fast allein angezogen hatte, hob er den Kleinen hoch und er fühlte sich schon lächerlich glücklich, als der Junge sich schließlich gegen ihn lehnte. Er brachte den Kleinen zurück, setzte ihn auf den Boden, wo ein frisches Tablett stand – darauf ein Teller mit duftendem Speck, daneben einer mit einem Schokomuffin. Eine Kanne und ein gefülltes Glas Milch stand daneben. „So, und jetzt versuchen wir das mit dem Frühstück noch mal,“ erklärte er, strich seinem Sohn durch die Haare. Verdattert starrte Ataer auf das Tablett. Milch! Da stand Milch! Und sie roch so süß! Ein Teller mit Speck. Und... noch so ein toller Muffin. Unsicher sah er auf, aber der Mann lächelte, hielt ihm eine der knusprigen Scheiben hin. Sein Magen gewann. Er schnappte sie, stopfte sie sich in den Mund und kaute glücklich auf ihr herum. Hmmm! Kein Wunder, dass Dudley sie so gern aß! Das.. das... das war einfach toll! Es schmeckte so gut! Unsicher sah er zu dem Älteren, während seine Hand sich dem Teller näherte. „Na los, Kleiner. Alles deins, du kannst so viel essen, wie du willst. Und vergiss das Trinken nicht.“ Er wuschelte durch Ataers Haare, lächelte, als er sah, wie der Kleine über den Speck her fiel. Ja, manchmal hatte Jaden wirklich gute Ideen. Dann stand er auf, streifte das verschmierte Shirt ab und zog sich ein Frisches an. Eines ohne zermatschten Muffin drauf. Und eine frische Hose. Erst dann setzte er sich auf das Bett, beobachtete den Kleinen, der an der Milch nippte und es sah aus, als würde er jeden Schluck genießen, wie einige Leute Wein. Gut, dass sein Sohn auch gesunde Dinge mochte. Morgen wollte er den Jungen mit raus nehmen, etwas frische Luft schnappen, ihm das Lager zeigen. Vielleicht ein anderes, vernünftiges Kind zum Spielen. Mal sehen eben. Er setzte sich wieder zu dem Kleinen, der ihn erst ängstlich ansah, ihm dann eine Scheibe Speck hinhielt. „Für mich?“, fragte er, lächelte, als der Junge nickte, nahm sie und steckte sie sich in den Mund. „Köstlich, nicht wahr?“ Ataer nickte, musterte den Mann erneut, er zögerte, doch dann nahm er seinen Mut zusammen und kuschelte sich an den Anderen, der ihn zu seiner Überraschung in den Arm nahm, während er weiter aß und trank. Als er fertig war, schloss er die Augen und wieder musste er überlegen, ob das alles nur ein komischer Traum war. Wenn, dann war es der Beste, den er je gehabt hatte. Fenrir hielt den Kleinen, strich über dessen Seiten, ließ schließlich nach einigen Momenten das Märchenbuch zu sich schweben und schlug es auf, wo Ataer die Nacht vorher eingeschlafen war, las weiter vor. Es dauerte nicht allzu lang, bis sein Sohn auch dieses Mal einschlief, dicht an ihn gekuschelt und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Sanft hob Fenrir den Kleinen auf, legte ihn ins Bett und deckte ihn zu, setzte sich auf die Matratze, sah ihn lange an. Sein Sohn. Er blickte auf das verpackte Geschenk. Nun, dafür war später noch mehr als genug Zeit. „Master Sirius Sir!“ Stöhnend erwachte Sirius, musterte die Kreatur neben sich. Kreacher. Und da hatte er gedacht, der Alptraum, den er hatte, würde endlich sein Ende finden. Seit dreizehn Jahren hatte er ihn, jedes Mal derselbe. Langsam richtete er sich auf. „Was?“, fragte er unfreundlich. „Warum weckst du mich?!“ „Master geschrien hat! Außerdem ist es schon spät!“ Grummelnd setzte Sirius sich in dem Bett auf, rieb seinen Kopf. Dumm nur, dass alle Dinge, die er beim Schlafen verdrängt hatte, wieder auf ihn einstürzten. Er hatte schon wieder versagt. Vollkommen. Nicht nur bei seinem Baby, sondern nun auch noch bei Harry, der einfach so verschwunden war. Er griff nach der Zeitung, die auf dem Nachttisch lag. Es war auf der ersten Seite. Sie hatten nichts gefunden. Als wäre sein Patenkind einfach verschwunden. Er musste an die großen, grünen Augen denken, an das kindliche Lachen und die Arme, die sich ihm entgegen streckten – und schon musste er sich wieder zurückhalten, um nicht so was Lächerliches zu tun, wie zu heulen zu beginnen. Es war wirklich Zeit, aus dem Bett zu kommen. Er musste nach Harry suchen. Wenn Jemand ihn finden würde, war nur er selbst es. Denn alle Anderen... hatten aufgegeben. Remus in dem Moment, als er den Anderen geglaubt hatte, er hätte Harry so in Gefahr bringen und seine Freunde umbringen können. Mühsam hievte er sich aus dem Bett, verschwand in dem Bad und machte sich frisch, sah dann in den Spiegel. Er sah besser aus, als die letzten paar Wochen, hatte sich relativ gut von Azkaban erholt, doch er war immer noch nicht zurück bei seiner alten Form. Na ja, er hatte bereits wieder Muskeln, da, wo sie hingehörten, das war das Wichtigste. Merlin, er war trotzdem so müde. Er könnte stunden, tagelang schlafen, doch das ging nicht. Sirius hatte Dinge zu erledigen, allen voran Harry zu finden. Er lief zurück in sein Zimmer, wo ein einfaches Frühstück auf ihn wartete. Wenigstens etwas. Er setzte sich, überflog die Zeitung. Kurz überlegte er sich, ob er noch mal nach Hogwarts und in den verbotenen Wald gehen sollte, doch er wusste es nicht. Niemand hatte Harry finden können, er wusste, Remus war da und hätte es Spuren von dem Jungen gegeben, er hätte sie doch wohl gefunden! Er schnappte sich noch etwas Speck, bevor er aus dem Zimmer ging. Vielleicht war es einfach nur Zeit, Hilfe zu suchen. Bei Jemandem, von dem er keine erwartete. Doch die, von denen er sie erwartet hatte, hatten nichts getan, um ihm zu helfen. Es war wohl Zeit, andere Wege zu gehen. Gerade, als er mitten auf der Treppe stand, hörte er allerdings, wie die Tür aufging. Was?! Wie dumm war dieser Hauselfe um Merlins Willen?! Hastig zog er seinen Zauberstab, einen der Alten aus der Blackfamilie, die in Kästen auf dem Dachboden aufbewahrt wurden und der ihn schon fasziniert hatte, als er ein Kind war, glitt lautlos nach unten. „Sirius! Sirius, wo zum Henker bist du?!“, rief eine weibliche Stimme, die es gewohnt war, dass ihr sofort Folge geleistet wurde. Und es waren nicht mehr so viele am Leben, die von dem Familienwohnsitz der Blacks mitten in London wussten und trotz des Zaubers zu ihm durchkamen. Er senkte seinen Arm – vorerst. Stattdessen lief er durch das Wohnzimmer, hob eine Augenbraue. „Narcissa und Bella – was treibt euch hierher? In das Haus eines gefährlichen Massenmörders, der auch noch unausgeschlafen ist? Sollte euch nicht klar sein, dass das nicht nur dumm, sondern auch gefährlich ist? Ich bin in der Regel ein bisschen nervös, vor allem, seit ich aus diesem Höllenloch raus bin.“ Narcissa musterte den Mann, der auf sie zukam. Sehr schlank, helle Haut, die seit Jahren nicht genug Sonne gesehen hatte, die langen, schwarzen Haare offen, aber gekämmt, Klamotten in einem grausamen Zustand. „Dir auch einen wunderschönen Abend, “ konterte sie. Sie kannte Sirius schon lange. Er war etwas jünger als sie, zwei Jahre und erst, als sie sein Geheimnis erfahren hatte, an einem Abend, als sie Großvater heimlich gelauscht hatte, hatte sie begonnen, zu verstehen, warum er so unzugänglich war. „Du solltest wissen, die Malfoys sind gemeingefährliche Todesser und Bella ist wahnsinnig, also würde ich sagen, Gefahrentechnisch stehen wie auf selber Höhe. Nur weil dein Gesicht im Moment zumindest auf Seite acht der Zeitung ist und wir uns raushalten, heißt das nicht, dass wir ungefährlicher sein würden!“ Sirius hob nur seine Augenbraue, ließ sich auf einen der Sessel fallen. „Was wollt ihr hier?“, fragte er knapp. „Ich habe nicht die Zeit für Streitereien. Und wie es aussieht, muss ich die Schutzzauber auch neu rekonfigurieren. Wissen eure Männer, mit wem ihr euch rumtreibt? Und was bitte machst du draußen, Bella?“ Bella grinste, setzte sich ebenfalls. „Nun, hättest du etwas gewartet, bevor du abgehauen bist, wärest du inzwischen auch frei. Wir, Rudo, Rabastan und ich sind vor zwei Tagen befragt und als unschuldig entlassen worden. Dich konnte man ja nicht befragen, immerhin warst du weg. Alle Fälle, an denen Dumbledore gearbeitet hat und bei denen es Gefangene oder Tote gab, werden gerade noch mal untersucht.“ Kurz ballte Sirius seine Faust. „Nein, ich gehe nicht zum Ministerium!“, blaffte er. Er wusste, er hatte nichts getan, doch er wollte auch ums Verrecken nicht dorthin, wo er früher gearbeitet hatte. Und ganz ehrlich – er hatte kein Vertrauen mehr zu den Leuten da. Und kein Interesse, da zu landen, wo er vorher gewesen war. Dafür hatte es ihn zu viel gekostet, aus Azkaban abzuhauen. „Das musst du auch gar nicht, “ gab Narcissa zurück, übergab dem Anderen ein Dokument. „Lucius hat es gestern beantragt, heut ist es freigegeben worden und ja, er weiß, wo ich bin, er hat mir das hier mitgegeben.“ Sie übergab einen Karton, zusammen mit einem Brief. „Klamotten, die nicht aussehen, als hättest du sie über Scherben gezogen. Misstrauisch packte Sirius das Dokument und das auch nur, weil er nach seinem Erbe Oberhaupt der Familie Black war und Niemand mit seinem Blut ihm somit erst mal was tun konnte. „Was... ist das?“, fragte er dann, blickte auf die Urkunde. Das konnte nicht sein! Das war nicht in der heutigen Zeitung gewesen! Na gut, nicht in den drei Seiten, die er gelesen hatte, zumindest. „Offensichtlich deine Urkunde, dass du ein freier Mann bist,“ gab Narcissa ruhig zurück. „Man hat Peddigrew gefunden, auch, wenn so leider ein Kind sein Haustier verloren hat. Der Junge wollte es aber auch ums verrecken nicht wiederhaben. Trotz dessen Gebettel. Eklig, wirklich. Ein erwachsener Mann, der ein Kind, dazu noch ein Weasley, um Hilfe bittet!“ „Wie..?“ „Man hat Dumbledore befragt, intensiver, als er es je gewollt haben wird und er hat sich so sehr in Lügen, Halbwahrheiten und Ungereimtheiten verstrickt, dass man ihn unter Veritas befragt hat. Er hat preisgegeben, dass Peddigrew für ihn gearbeitet hat und ihm geholfen hat, dich nach Azkaban zu bringen, um sicher zu stellen, dass du nie, niemals Harrys Vormund werden kannst. Dummerweise ist er es zwar geworden, aber Lily muss wohl vorgesorgt haben – was er wollte, hat er nicht bekommen: Zugang zu den Potterhöhlen in Gringotts.“ „Harry,“ flüsterte Sirius, verbarg seine Augen hinter der Hand. „Wo war er all die Zeit!? Verdammt, wo ist er jetzt?!“ Die Schwestern tauschten einen Blick, nein, das hier war nicht gut. Doch Bella nahm eine Akte, die erschreckend dick war, legte sie auf den Tisch zwischen ihnen, während Narcissa mit der Hauselfe redete, die es nur zu eilig damit hatte, ihre Wünsche zu erfüllen. „Nun... er war... nicht bei liebenden Verwandten, so viel ist sicher. Und er war auch nicht geschützt. Im Gegenteil. Es war eine Einladung an Jeden, ihn umzubringen, denn das wäre die einzige Möglichkeit für den Alten gewesen, an das Erbe zu kommen. Doch seine Pläne sind durchkreuzt werden. Selbst... wenn Harry in einer Woche für tot erklärt werden wird – du wirst es sein, der sein Erbe verwaltet.“ „Er... ist nicht tot!!“ „Sirius, alles ist verschwunden, sein Name existiert nicht mehr,“ sprach Narcissa vorsichtig. „Lucius hat alles, wirklich Alles untersucht.“ „Warum sollte er auch nur irgendwas tun, um mir zu helfen? Was verspricht er sich davon?!“ Bella verdrehte die Augen. „Von dem Begriff Familie hast du auch noch nichts gehört, oder Cousin?“ „Er hat mich nie als Solche gesehen! Also, was ist hier los?!“ „Nun,“ setzte Narcissa an. „Vor etwa einem Jahr ist Lupin zu Grayback gekommen, zu dem Zeitpunkt war er etwa seit drei Jahren von deiner Unschuld überzeugt, aber niemand wollte ihm zuhören und ihm ging es immer schlechter. Die Kurzfassung ist, dass Dumbledore versucht hat, ihn zu vergiften und er ist kein Werwolf sondern Lykaner. Das... soll er dir selbst erklären,“ fügte sie an, als sie den Wiederspruch sah, war froh, als das Tablett vor ihnen auftauchte und Kreacher ihr Tee servierte. „Er hat sich nach Tom erkundigt und rausgefunden, was wir immer gesagt haben. Tom ist nicht Voldemort. Das wird morgen auch in allen Zeitungen sein. Voldemort ist ein uralter Spitzname, den der Alte für seine Zwecke verwendet hat. So, wie vieles Andere auch.“ „Fenrir,“ murmelte Sirius leise, musste wieder an den Anderen denken, an all die Gefühle. Es war so schwer! „Wo ist F... Grayback?“, fragte er. Vorgestern war er im Dorf der Dämonen gewesen, doch die Hütten waren alle verlassen. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet. „Im verbotenen Wald. Sie behalten die Schule im Auge.“ „Obwohl der Alte nicht da ist?“, Sirius verstand das nicht! „Nun..“ „Oh nein! Das kann doch nicht wahr sein! Wer bitte hat den Alten entkommen lassen, wenn er so viel gestanden haben muss?!“ „Es.. war wohl eine Dummheit von einem Anfänger, auf jeden Fall hat es einen jungen Auror das Leben gekostet, das, seinen Zauberstab und einige Tränke, die er bei sich hatte. Und wir haben keine Ahnung, wo er sich versteckt.“ „Merlin, “ murmelte Sirius. „Er... wird Harry suchen und wenn er den Kleinen findet...! Er wird Alles an ihm auslassen! Das darf nicht passieren! Ich muss ihn...!“ „Sirius!“, donnerte Bella. „Nimm es hin, der Junge existiert einfach nicht mehr! Darin kann sich die Magie nicht irren! Nutz deine neue Freiheit und halt seine Erinnerung hoch! Aber mach nichts Dummes, wie dein Leben in die Suche nach einem Toten zu versauen!“ Das Einzige, was Sirius tun konnte, war trocken aufzuschluchzen, bevor er, ohne Sinn und Verstand, nach draußen rannte. Mitten hinein in einen aufkommenden Herbststurm. „Na toll,“ murmelte Bella. “Das ist ja richtig gut gelaufen…” „Er hat gerade alles verloren,“ gab Narcissa zurück, sah auf die unberührte Akte. Sie fände es besser, wenn Sirius sie nie lesen oder über den Inhalt erfahren würde, einfach, weil der Gedanke, dass Harry wenigstens als glückliches Kind hatte sterben dürfen, etwas Beruhigendes hatte. „Hoffen wir, dass er nichts Dummes tut,“ meinte Bella nur. „Was Anderes bleibt uns nicht übrig.“ Auch ihr tat der Junge leid. „Aber da ist noch was... ich glaub nicht, dass der Alte Alles allein machen konnte...“ „Ich denke auch, er hatte Hilfe beim Entkommen,“ gab Narcissa zurück. „Lucius und einige Andere arbeiten daran. Heiße Kandidaten sind Mad-Eye-Moody und Mundmungus, dieser elendige Dieb. 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